Wolfgang Richter, Raffinierte Askese

Christoph Feichtinger ritzt in den Malgrund und betreibt in seiner "Pittura botanica" mit äußerst reduzierten Mitteln eine Gratwanderung zwischen dem Malerischen und dem Grafischen. Bis 1. Dezember in der Galerie der Stadt.

Diese "Pittura botanica" steht für Keimzonen des Erahnens. Christoph Feichtingers Interesse an der Pflanzenwelt konzentriert sich auf das, was hinter der Erscheinung steckt, auf elementare formale Strukturen.
Was übrig bleibt, sind zeichenhafte Kürzel, stilisierte ornamentale Spuren von einer geradezu asketischen Unschuld, getragen von einer naiven (im positiven Sinn) Ernsthaftigkeit und vorgetragen als raffinierte Askese im doppelten Wortsinn: gefiltert durch langwierige Bildfindungsprozesse und kunstfertig umgesetzt ins Kalligrafische.
Die Kürzel stehen in einer Verwandtschaft zur asiatischen Tradition der geduldigen Einübung. Achtsam studiert Feichtinger Wesensstrukturen. Zum Bild wird, was die Kraft der Pflanze ausmacht und transformiert in die Art, wie die Linie gezogen wird: ein Akt der Konzentration ebenso wie der meditativen Vertiefung. In den farbig zart nuanciert aufbereiteten  Malgrund zieht Feichtinger seine Spuren, wie der Zenrechen den Sand durchfurcht.
Eine Prüfung für die Geduld, die nicht jeder im Verweilen vor dem Bild aushält. Eine Herausforderung, den Dingen auf den Grund zu gehen, der sich die Musiker Fritz Moßhammer und Christoph Lindenbauer gestellt haben. Sie sind gerade an der Arbeit für eine CD und formulieren 12 Sätze zur Malerei von Christoph Feichtinger. In diesem Sinn können die Bilder auch als musikalische Gebärden verstanden werden..